- In einem sogenannten Kapazitiven Touchscreen werden Kondensatoren verwendet, um die Position eines Fingers auf dem Touchscreen zu lokalisieren. Im Folgenden wollen wir herausfinden, welches Phänomen grundlegend hinter so einem Touchscreen steckt.
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Wir wissen bereits aus dem vorherigen Kapitel:
Befindet sich ein Teilchen mit der Ladung \(q\) im E-Feld eines Plattenkondensators, so wirkt auf das Teilchen die konstante Kraft:
\[F_{el}=E\cdot q\]
Das Feld verrichtet dabei Arbeit an dem Teilchen, sodass dieses an kinetischer Energie dazugewinnt. Wird das Teilchen durch \(F_{el}\) um die Strecke \(\Delta s\) verschoben, so verrichtet das Feld die Arbeit
\[\Delta W=F_{el}\cdot \Delta s=qE\Delta s\]
Die dabei vom Teilchen hinzugewonnene Energie \(\Delta W\) pro Ladung \(q\) heißt elektrische Spannung bezüglich des Anfangs \(A\) und Endpunktes \(B\) der Verschiebung \(\Delta s\):
\[U_{AB}=\frac{\Delta W}{q}=\frac{qE\Delta s}{q}=E\Delta s.\]
Hat ein Plattenkondensator den Plattenabstand \(d\), so beträgt die Spannung für die Verschiebung von einer Platte zur anderen Platte
\[U=Ed.\]
Man sagt, dass am Plattenkondensator die Spannung \(U\) anliegt.
Eine Batterie mit einer Spannung von 4V meint, dass bei der Verschiebung einer elektrischen Ladung von 1 C durch die Kabel vom einem Pol zum anderen Pol der Batterie (hervorgerufen durch das von der Batterie erzeugte elektrische Feld) die Ladung insgesamt eine Energie von 4 J aus dem elektrischen Feld erhält.
- Fasse zunächst die wesentlichen Inhalte des Textes stichpunktartig zusammen. Notiere dir die relevanten Formeln.
- Berechne die Energie, die aufzuwendende Arbeit um eine Ladung von 7.3 nC im Feld eines Plattenkondensators mit einer Spannung von 4.5 kV von einer Platte zur anderen zu bewegen.
- Berechne die elektrische Feldstärke eines Plattenkondensators mit einer Spannung von 9.8 kV und einem Plattenabstand von 12 cm.
- Schwere aber ziemlich coole Aufgabe: Zeige mithilfe der obigen Formel, der Newtonschen Bewegungsgleichung und der Voraussetzung das \(F_{el}\) konnstant ist, dass die gesamte am Objekt verrichtete Arbeit in kinetische Energie des Teilchens umgewandelt wird.
- Bestimme die kinetische Energie und die Geschwindigkeit eines Elektrons nach Durchlaufen des E-Feldes eines Plattenkondensators mit anliegender Spannung \(U=6.5 kV\) und Plattenabstand \(d=8cm\). Das Ergebnis ist physikalisch unlogisch!
Anmerkung : Die Spannung ist meist unabhängig vom genauen Weg den die Ladung innerhalb des Elektrischenfeldes zurücklegt. Entscheidend ist nur der Anfangspunkt und Endpunkt.
Kondensatoren als Energiespeicher
Baue den folgenden Stromkreis auf:
Führe den Versuch zunächst mit dem Kondensator mit der Angabe \(470\mu F\) durch. Positioniere den Schalter in der Stellung 1. Schalte nun das Netzgerät ein (12 V). Nach einigen Sekunden soll der Schalter auf die Stellung 2 umgeschaltet werden. Wiederhole den Vorgang mit dem Kondensator mit der Angabe \(100\mu F\).
- Beschreibe deine Beobachtungen.
- Begründe: "Ein Kondensator kann als Energiespeicher fungieren."
- Überlege dir welche Vorgänge auf mikroskopischer Ebene im Kondensator beim Laden und Entladen stattfinden.
Fachbegriffe: Kondensator, elektrisches Feld, Spannungsquelle, negative & positive Ladung, Vakuum, Ladungskonstellation, Felstärke, Gleichgewicht, Ladungsausgleich, leitend
- Worin könnten sich die beiden Kondensatoren unterscheiden?
Kapazität eines Plattenkondensators
In einem Experiment wird folgender Stromkreis aufgebaut:
In einer erste Durchführung soll zunächst der Zusammenhang zwischen der Ladung auf dem Plattenkondensator und anliegender Spannung untersucht werden. Dafür wird der Plattenkondensator (\(d=0.6 cm\)) zunächst mit 50 V (100 V, ...,300 V) aufgeladen. Der Schalter ist dafür in Schalterposition 1. Anschließend wird durch umlegen des Schalters die Ladung mittels eines Messverstärkers gemessen. Folgende Messwerte konnten aufgenommen werden:
\[\begin{array}{|c|c|}
\hline
U\; (V)& q\; (nC)\\
\hline
50& 4.4\\
\hline
100& 9.0\\
\hline
150& 13.6\\
\hline
200& 18.5\\
\hline
250& 23.1\\
\hline
300& 28.0\\
\hline
\end{array}
\]
- Trage \(q\) gegenüber \(U\) in einem Koordinatensystem auf.
- Zeige, dass \(q\sim U\) gilt, bestimme die Proportionalitätskonstante und stelle den Zusammenhang auf. Die Proportionalitätskonstante wird Kapazität des Kondensators genannt.
In einer zweiten Durchführung soll der Zusammenhang zwischen der Ladung auf dem Plattenkondensator und dem Plattenabstand bei konstanter Spannung untersucht werden. Dafür wird der Plattenkondensator mit dem Plattenabstand 2 mm (4 mm, ...,12 mm) bei konstanter Spannung (100 V) aufgeladen. Der Schalter ist dafür in Schalterposition 1. Anschließend wird durch umlegen des Schalters die Ladung mittels eines Messverstärkers gemessen. Folgende Messwerte konnten aufgenommen werden:
\[\begin{array}{|c|c|}
\hline
d\; (mm)& q\; (nC)\\
\hline
2& 24.0\\
\hline
4& 12.7\\
\hline
6& 9.2\\
\hline
8& 7.0\\
\hline
10& 6.0\\
\hline
12& 5.1\\
\hline
\end{array}
\]
- Berechne zunächst für jeden Plattenabstand die Kapazität \(C\) des Kondensators. Trage anschließend \(C\) gegenüber \(d\) in einem Koordinatensystem auf.
- Zeige, dass \(C\sim \frac{1}{d}\) gilt, bestimme die Proportionalitätskonstante und stelle den Zusammenhang auf.
- Für den Plattenkondensator gilt
\[C=\epsilon_0\epsilon_r\frac{A}{d},\]
wobei \(A\) der Flächeninhalt einer Kondensatorplatte ist, \(\epsilon_0\) die elektrische Feldkonstante und \(\epsilon_0\) die stoffabhängige Permittivitätszahl ist.
In unserem Fall kann \(\epsilon_r\approx 1\) gesetzt werden. Die Platten des Kondensators haben einen Durchmesser von 256 mm. Bestimme mithilfe der Proportionaitätskonstante aus der vorangegangenen Teilaufgabe die elektrische Feldkonstante \(\epsilon_0\).
- Recherchiere im Internet, wofür die Permittivitätszahl benötigt wird.
Auf- und Entladevorgang eines Kondensators
Baue die folgende Schaltung auf. Solltest du Schwierigkeiten beim Aufbau haben, kannst du dir hier den realen Aufbau anschauen.
Stelle am Amperemeter den Messbereich auf 10 mA und die Messnadel auf Mittelstellung. Stelle den Schalter auf Stellung 2, sodass das Netzgerät nicht mit dem Kondensator verbunden ist. Schalte nun das Netzgerät ein und stelle die Spannung auf 12 V ein. Lege den Schalter auf Position 1 um. Der Aufladevorgang des Kondensators soll am Amperemeter mitgefilmt werden.
Durch Umlegen des Schalters auf Position 2 entläd sich der Kondensator, dieser Vorgang soll ebenfalls am Amperemeter mitgefilmt werden.
- Übertrage die Messwerte aus dem Videomaterial für den Auflade- und Entladevorgang in je eine Tabelle. Wähle dafür je sechs zeitlich äquidistante Messpunkte. Der erste Messpunkt soll dabei direkt nach dem Umlegen des Schalters liegen und \(t=0s\) zugeordnet werden: \[\begin{array}{|c|c|c|}
\hline
t\; (s)& I(t)\; (A)& \ln(|I(t)|)\\
\hline
0& ?\\
\hline
\vdots& \vdots\\
\end{array}
\]
- Trage die Messwerte in einem \(t-I(t)\)-Diagramm auf. Lässt sich ein Zusammenhang erkennen?
- Beschreibe den Verlauf.
- Für den Aufladevorgang gilt folgende Formel:
\[I(t)=\frac{-U_0}{R}e^{-\frac{1}{RC}t}\]
Bestätige die Formel anhand deiner Messwerte. Besonders elegant kann der Zusammenhang durch eine halblogarithmische Darstellung der Messwerte bestätigt werden. Trage dafür \(\ln(|I(t)|)\) gegenüber \(t\) in einem Koordinatensystem auf. Ziehe durch die Punkte eine Ausgleichsgerade und bestimme dessen steigung zeichnerisch. Die Steigung \(m\) sollte dann ungefähr
\[m=-\frac{1}{RC}\]
ergeben und der \(y\)-Achsenabschnitt \(b\)
\[b=\ln(\frac{U_0}{R}).\]